Schiller-Schule Bei „BH’s mit Verstärkung“ kabbeln sich Marina Nottbohm und Sabine Weyers zum Vergnügen des Publikums.

Klassiker und Eigenkompositionen gespielt

Reilingen.Wenn sich kleine Streitereien, ausgetragen mit trockenem norddeutschem Humor und „Hoggema Schlappschnuud“, mit Musik vermischen, kann dies nur eines bedeuten: Die „Begabten Hausfrauen“ sind wieder am Start, mittlerweile besser bekannt als „BH’s mit Verstärkung“. Am Sonntag wagten sich die BH’s , also Marina Nottbohm und Sabine Weyers, aus der pulsierenden Rennstadt Hockenheim zu einer Veranstaltung der SPD in das Fitness-Dorf Reilingen.

Mit einem seufzenden „Ah“ begrüßte Sabine Weyers die Gäste in der Aula der Schiller-Schule mit den Worten: „Endlisch mol widda in Reilingen.“ Keine Frage, dass sie mit diesem Satz alle Zuhörer gleich in helle Begeisterung versetzte und der Abend somit sofort in die Vollen gehen konnte.

Musikalisch stiegen die BH’s mit ihrer Verstärkung aus Klaus Nottbohm an der Gitarre, Oliver Brinkmann am Bass und Carsten Wagner am Schlagzeug mit einem Titel von Marika Rökk ein, und Sängerin Sabine wünschte „Eine Nacht voller Seeligkeit“.

Nach 25 Jahren noch Neubürgerin

Marina Nottbohm, die nach 25 Jahren immer nach als Neubürgerin bezeichnet wird, begleitete am Piano, am Akkordeon und griff zwischendurch mit Gesangseinlagen auch selbst zum Mikrofon. Obwohl sie immer noch reines Hochdeutsch spricht, versteht sie die Hockenheimer Sprache nun richtig gut und konterte sofort, als sich Frau Weyers als alleinige „Lokalmatadiva“, frei nach dem Namen des Programms, bezeichnete. Bis nach der Pause sprachen sich die Damen respektvoll mit „Sie“ an.
Unfromme Wünsche vereiteln „Du“

Es kam zwar der Moment, in dem die BH’s zum „Du“ übergingen. Allerdings hielt dies nur ein einziges Lied lang an, dann wurde – sehr zur Freude der Zuschauer – das Programm von musikalischen Wünschen und Freundlichkeiten wie „Ich wünsche dir ’nen hängenden Busen“ und „Und ich wünsch dir nen schwabbelnden Bauch“ überschattet. Dies machte das innige „Du“ sofort rückgängig, dennoch ging das Programm in gewohnter Qualität weiter.

Ein Lied über das Aquadrom und den „Duwak“ zeigte die Heimatverbundenheit der „Begabten Hausfrauen“ und ihre musikalische Vielfältigkeit. Mal klang es romantisch, dann etwas rockig, dann amüsant, und ganz oft kam „mal was ganz anderes“. Obwohl die Reste der heißen Luft des Tages noch in der Aula hingen, wurde viel gelacht und teils auch mitgesungen.

Marina Nottbohm lüftete vor dem Publikum ihr Geheimnis, dass sie aus der norddeutschen Provinz komme, was Partnerin Sabine gleich mit „Des hert sogar än Reilinger, dass die net vun Hoggene kummt“ kommentierte. Nottbohm schüttete ihr Herz trotzdem weiter aus und berichtete: „Als ich hierher kam, da waren diese Menschen, die konnte ich nicht verstehen“. Die taffe studierte Musikerin ging zum Unterricht ins Institut für lebendige Sprache und lernte dort die ersten Lektionen.

Wie dies geschah, erlebte Reilingen am Sonntag hautnah mit. Marina Nottbohm spielte sich selbst, Sabine Weyers übernahm die Rolle der Hockenheimer Lehrerin. Nun folgte die erste Lektion: „Äm Kall sein Soh’ vawescht äm Schorsch sei Buwe“. Penibel genau wurde darauf geachtet, dass bei Karl und Schorsch das „R“ nicht gesprochen wird. Singen klappe nun besser als sprechen, und es folgte der zweite Satz: „Äm Kall sei Fro mescht sunndogs brode Nudel.“

Dass hinter allem Spaß auch großes Können steckt, wurde vom Publikum im gut besetzten Saal nicht übersehen und stets mit großem Applaus gewürdigt. Klare Töne, spontane Einsätze, ein Ausflug in die Beatles-Zeit und die 50er Jahre zeigten, dass die „BH’s“ und ihre Verstärkung es auch musikalisch voll draufhaben.

Mit „Wenn die Sonne hinter dem Pumpwerk versinkt“ beendeten die fünf ihr Programm, mussten aber nach den Zugabe-Rufen noch mal ran und haben es geschafft, die Reilinger ausnahmslos zu begeistern.

© Hockenheimer Tageszeitung, Dienstag, 29.05.2018