Schiller-Schule Mundartliches Programm stimmt die Besucher in der voll besetzten Aula auf die besinnliche Zeit ein / Lieder und Gedichte begeistert gefeiert
Diese „Gutsel“ machen Lust auf Weihnacht
Zum Finale kamen Gustl Riemensperger (von links), Charly Weibel, Helmut Dörr, Inge Geier und Jürgen Köhler gemeinsam auf die Bühne. © Dietrich
Reilingen.
Das war mal eine ganz besondere Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Schneetreiben zum ersten Advent und dazu eine Weihnachtsshow, wie sie es sie noch nie gegeben hat. Unter dem Titel „Weihnachtsgutsel“ luden die Mundartkünstler Charly Weibel, Inge Geier, Gustl Riemensperger, Helmut Dörr und Jürgen Köhler am Sonntagabend in die Aula der Schiller-Schule ein und boten ein Programm, das so bunt und vielseitig war, wie es „Weihnachtsgutsel“ eben sind.
„Wussten sie eigentlich, dass Maria und Josef richtige ,Mundartler‘ waren? Ja, jetzt erzähle ich euch mal wie es wirklich war, da vor über 2000 Jahren“ sagte der Walldörfer Gustl Riemensperger gleich zu Beginn. Zuerst lüftete er das Geheimnis, dass Maria ihren Mann nie Josef nannte, sondern ihn, so wie es sich gehört, „Seppl“ rief. Dass Maria auf dem Weg nach Betlehem noch „Mitbringsel“ einkaufen wollte und es immer wieder Streit gab, weil „Seppl“ partout nicht nach dem Weg fragen wollte.
Dass hier besonders die Damen einen lauten Lacher ausstießen, dürfte wohl selbstredend sein, aber auch die Herren konnten zumindest ein Schmunzeln nicht verstecken.
Doch besonders die Frauen können viele Geschichten von Missgeschicken oder gar Katastrophen zur Weihnachtszeit erzählen. Ein besonderes großes Repertoire davon besitzt Inge Geier, ebenfalls aus Walldorf. In Reilingen berichtete sie mit beeindruckenden Gesten von ihrem Sturz, als sie den Christbaumständer vom oberen Regal holen wollte, und von Weihnachtsgustel backen mit den Enkelkindern. Danach sollte ein Schaumbad für Entspannung sorgen. Zu dumm nur, dass die Kinder die „Ausstecherlin“ zum Einweichen in die Wanne gelegt haben und Inge sich schwungvoll ins Wasser begab. „Es war schon bissel blöd dem Arzt, der mir die Wunde versorgt hat, zu erklären, warum isch än possaune-blosende Engel uf meim Popo heb“. Sie Sympathie des Publikums hatte sie sich somit sofort gesichert.
Heimspiel für Charly Weibel
Besonders gefreut hat sich das Reilinger Publikum auf Charly Weibel, der Geschichten aus dem Leben und oft ganz speziell aus dem Reilinger Leben, gekonnt in seine Lieder platziert. Bei dem Lied vom Nikolaus, der ihm aus der Geschenkebredouille helfen sollte, brachte er den Raum nicht nur zum Lachen, sondern auch gleich zum munteren Mitklatschen. Dass Mundart auch tiefsinnige und berührende Texte beinhalten kann, zeigte er mit dem Lied „Känt’s net immer so sei“ in dem er sich Frieden und Besinnlichkeit für das Ganze Jahr wünschte.
Auch die „Scones“, zwei Walldörfer Namens Helmut Dörr und Jürgen Köhler, zeigten sich zu Beginn besinnlich. Sie besangen die Geschichte eines Lockführers, der an seinem letzten Arbeitstag endlich einmal seine Fahrgäste kennenlernen durfte und für den somit ein langersehnter Wunsch in Erfüllung ging. Mit dem Titel „Mir schenke uns nix“ trafen sie ebenfalls voll ins Schwarze.
Gekonnt setzten die Akteure Tradition und Moderne, Witz und Ernst in Szene und unterhielten ihre Besucher mit einem mehr als zweistündigen Programm, in dem auch gerne mitgesungen wurde. Als Kulisse dienten schön geschmückte Christbäume. Diese wurden aus Walldorf importiert und mit einer lustigen Geschichte, vom Schlagen des Baums bis zum Schmücken, von Gustl Riemnsperger begleitet.
Inge Geier trieb den Zuschauern auch im zweiten Teil nochmals die Lachtränen in die Augen, als sie mit allen das Lied „Ihr Kinderlein kommet“ sang. Während des Liedes musste sie immer wieder ihre unsichtbaren und wusseligen Familienmitglieder rügen und bei der Liedzeile „hoch oben im Himmel“ fiel ihr auch prompt die große „Spinnehuddel“ ins Auge und sie stieß laut aus: „Egon, du mesch die nochher sofort weg“ aus.
Wenn man die Blicke in der Aula richtig deutete, konnte man erahnen, dass die Gäste bereits ähnliche Erfahrungen in der Weihnachtszeit gemacht haben und sich darüber köstlich amüsierten.
Was der „Glihwei“ auf dem schönen Reilinger Weihnachtsmarkt für eine Macht hat, und vor allem wie es sich mit vier Becher des wärmenden Getränks singt, zeigte Charly Weibel. Zum Schluss rief er dann das „große Orchester“ auf die Bühne und alle Mitwirkenden sangen gemeinsam mit dem Publikum und wünschten so musikalisch „Frohi Weihnacht unn es gudes neies Johr“.
Natürlich durften die fünf Künstler die Bühne nicht ohne Zugabe verlassen und am Ende war eines klar. Die Einstimmung auf Weihnachten war dank der amüsanten „Weihnachtsgutsel“ gelungen.